Schalker Qualen #1904

Meine Motivation war extrem gering, das Kollektiv-Versagen vom vergangenen Freitag zahlenmäßig hier nochmal aufzubereiten. Dabei ist es bis heute geblieben. Zumindest die einsetzende Resignation nach den Gegentreffern zum 3:1 und 4:1 ist gewichen und ich verspüre wieder so etwas wie – ich kann es nicht Vorfreude nennen – gespanntes Interesse auf das kommende Heimspiel. Es wäre natürlich absolut schalke-typisch, wenn daraus bis zum Anpfiff wieder Hoffnung wird. Aber so weit bin ich für meinen Teil noch nicht.

Vor dem Spiel beim FCK war klar, dass die nächsten beiden Spiele gegen Teams, die hinter Schalke in der Tabelle stehen, zumindest nicht verloren werden sollte, wenn nicht sogar Siege Pflicht waren, um sich Luft nach unten zu verschaffen. Teil Eins dieser Mission ist fehlgeschlagen und nun ist ein Sieg im Heimspiel gegen Braunschweig, die an Schalke tabellarisch vorbeiziehen könnten, tatsächlich Pflicht. Nicht zuletzt um das Vertrauen, das durch den Rückfall in unter Karel Geraerts überwunden geglaubte Zeiten beschädigt wurde, zu reparieren. Es war die schlechteste Leistung seit dessen Trainerdebüt in Karlsruhe und zeigte erneut, dass man mit dieser nun auch zahlenmäßig schwächsten Abwehr der Liga keine Sprünge nach oben machen wird, solange der Spielverlauf den Schalkern nicht optimal in die Karten spielt. Im Gegenteil, der Blick muss nun wieder nach unten gehen.

Ob Neuzugänge für die brüchige Defensive dabei schon mit von der Partie sind, ist eher nicht zu erwarten. Eventuell steht der RV Centonze im Kader, sofern es bis dahin mit einer Verpflichtung klappt. Das dürfte die Probleme kurzfristig kaum lösen und behebt ebenso wenig die Baustelle Innenverteidigung.

Laut der allwissenden Tageszeitung mit vier Buchstaben (Paywall-Link) könnte Coach Geraerts einige Änderungen vornehmen: Marius Müller statt Fährmann (gerne), Rückkehr zur Dreierkette, Doppelsechs Schallenberg-Seguin (sinnvoll), Churlinov und Karaman zusammen auf dem Platz (gerne), nur eine Sturmspitze. Das würde die Probleme in der Abwehr nur bedingt lösen (Wer spielt den dritten IV und vor allem: wie gut? Wer beackert die rechte Außenbahn, solange kein Neuzugang im Anflug ist, der ein Upgrade zu Brunner darstellt). Zusätzlich bedarf es einer gefestigteren Mentalität, um bei etwaigen Rückschlägen nicht sofort einzuknicken. Man kann daher nur hoffen, dass die Mannschaft tatsächlich verstanden hat, worum es jetzt geht und dass es mit den Fans im Rücken und einer funktionierenden Offensive für 3 Punkte reicht. Ich mag zum jetzigen Zeitpunkt weder Teile (!) der Mannschaft und schon gar nicht den Trainer abschreiben. Es sind noch immer genügend Spiele zu absolvieren. Aber auch dieses Argument hat begrenzte Haltbarkeit und ist sowieso ein schlechtes, solange der Trend dermaßen nach unten zeigt. Eine spontane Rechnung meinerseits hat im realistischen (?) Fall 18 Punkte ergeben, die Schalke noch holen wird. Das kann zum Klassenerhalt reichen, muss aber nicht. In den vergangenen zehn Jahren hat diese Punktzahl lediglich ein Mal nicht mindestens den Relegationsplatz bedeutet (2018 ist man damit sogar direkt abgestiegen). Doch schauen wir nicht zu weit voraus. Wichtig ist jetzt nur das nächste Spiel. Und dann das nächste und das nächste usw. Auf dass uns hoffentlich allen die Qual bis zum Schluss erspart bleibt.

Bis dahin warten viele große und kleine Fragen und Aufgaben. Auf deren Lösung dürfen wir mit Blick auf die Schalker Zukunft mehr denn je gespannt sein.

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